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Srinivasa Ramanujan 1887-1920
Srinivasa Ramanujan 1887-1920

LEBEN MIT DEN GÖTTERN

"Sehr geehrter Herr,

darf ich mich Ihnen vorstellen als Angestellter der Buchhaltung in der Hafenverwaltung von Madras mit einem Jahreseinkommen von £20. Ich bin jetzt 23 Jahre alt. Ich habe keine abgeschlossene Universitätsausbildung, habe aber den üblichen Unterricht absolviert. ...

Ich bitte Sie, die beigelegten Papiere durchzusehen. Da ich arm bin, möchte ich gerne meine Sätze veröffentlichen, falls Sie überzeugt sind, dass sie einen Wert haben. ..."
(Madras (Südindien), 16.1.1913) ¹

Dieser Brief geht an den berühmten Mathematiker Godefrey Harold Hardy in England. Und der ist verblüfft. Da schreibt ein völlig unbekannter Buchhalter aus Südindien. Was er will: Mathematik veröffentlichen. Und was für welche! Auf 9 Seiten stehen geniale Formeln. Ein bisschen enttäuscht ist Hardy nur, weil keine einzige bewiesen ist!

Natürlich lädt G.H.Hardy Ramanujan nach England ein. Der will aber gar nicht fahren. Er ist nämlich Brahmane - die höchste Kaste im Hinduismus. Wenn er nach Europa fährt, entweiht er sich - schlimmstenfalls wird er aus seiner Kaste ausgeschlossen. Hier mehr übers Kastensystem!

Die Göttin Namagiri sieht das anders. In einem Traum teilt sie höchstpersönlich mit, dass er nach England fahren soll. Dagegen kann er natürlich nichts einwenden und fährt in die berühmte Universitätsstadt Cambridge.

Aber es gefällt ihm nicht im kalten England. Kein scharfes indisches Essen und immerfort schlechtes Wetter. Es dauert nicht lange und Ramanujan wird richtig krank - wahrscheinlich hat er Tuberkulose. Als er 1919 nach Ende des ersten Weltkrieges endlich wieder nach Indien kann, ist er so krank, dass er ein Jahr später stirbt.

Aber sein Erbe - vier Notitzbücher vollgestopft mit Formeln - beschäftigt die Mathematik immer noch. Ramanujan hat die Formeln einfach nur aufgeschrieben. Woher sie kommen, und warum sie stimmen, interessierte ihn nicht. Manche sind auch falsch, aber auch das ist egal. Für Ramanujan war es das Wichtigste, in seinen Formeln etwas Göttliches einzufangen.

Aus dem Buchhalter in Madras ist ein überall im heutigen Indien berühmter Mathematiker geworden. Aus dem ersten schüchternen Brief an G.H.Hardy wurde eine enge Freundschaft und intensive mathematische Zusammenarbeit. Wenn er auch jung gestorben ist, sein Wunsch ist dennoch in Erfüllung gegangen: Er hat viele seiner Sätze veröffentlicht.

¹ Zitiert nach: Kanigel, Robert (1993): Der das Unendliche kannte, das Leben des genialen Mathematikers Srinivasa Ramanujan. Übersetzung: Albrecht Beutelspacher. Braunschweig/Wiesbaden. S.129.

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