Liebes Tagebuch,
habe heute wieder einen schönen Tag bei Mary verbracht. In ihrem Haus in
London ist es wunderbar gemütlich. Ich bin immer wieder beeindruckt, wer
da ein und aus geht, Mary hat mir heute mal ein paar Mitbringsel von Freunden
gezeigt. Sir Edward Parry zum Beispiel hat ihr Pflanzensamen und Kristalle aus
der Arktis mitgebracht - und da eine Insel nach ihr benannt. Ich hab das zuerst
gar nicht geglaubt.
Lustig ist es immer bei den Somervilles, und heute hat sie mir die Geschichte erzählt, wie sie überhaupt das erste Mal mit Mathematik in Berührung gekommen ist. Ich wollte es gleich wissen, sollte aber vorher raten, was sinnlos war. Ich bin nicht drauf gekommen ... über Rätsel in Frauenzeitschriften! Ich wusste gar nicht, dass da Rätsel drin sind! Ihr Ehemann William ist übrigens auch ein Goldkerl. Wir haben heute ein Buch gebraucht, da ist er einfach los in die Bibliothek, damit wir weitermachen können. Die Stunde, die er gebraucht hat, haben wir aber nur vertrödelt - worüber er sich dann etwas zu künstlich aufregte, um ihn ernst zu nehmen.
1850: Ada Lovelace ist 35 und schreibt in ein (ausgedachtes) Notizbuch
Kaum zu glauben. Die Royal Society stellt Mary eine Büste auf, um sie zu würdigen. Und nicht mal Mary selbst darf in die Society, weil sie eine Frau ist. Die beiden leben ja eh schon lange in Italien, da geht es gewiss nicht so steif zu. Wir haben übrigens einen neuen Planeten, den achten. Neptun ist noch weiter weg als der Uranus, und die beiden Entdecker sind auf die Idee gekommen, weil es schon vor fünfzehn Jahren in Marys Buch stand, dass dessen Kreisbahn womöglich durch einen weiteren Planeten so unregelmäßig ist. Aber was sagt mir Mary dazu: "Wäre ich originell oder genial, hätte ich es selbst getan. Ein Beweis, dass schöpferische Erfinderkraft den Frauen nicht gegeben ist?" Wie kann sie so was denn sagen?