Die Polizei geht von einem Streit in Liebesdingen aus. Evariste hinterließ einen Brief an seine republikanischen Freunde, in dem er sich entschuldigt, nicht für die gemeinsame politische Sache sein Leben zu geben, sondern für ein "verachtenswertes" Motiv. Bei der mysteriösen Angebeteten handelte es sich vermutlich um die Arzttochter Stéphanie D., die vor kurzem die Liebe des jungen Mannes abgewiesen hatte.
Allerdings bleiben einige Ungereimtheiten. So war Galois´ Waffe nicht geladen. Laut Autopsiebericht wurde er seitlich getroffen, aus einer Entfernung von 25 Schritten. Der Mann, der die tödliche Kugel abschoss, konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.
Der 18jährige Bruder Alfred ist überzeugt, dass Evariste einem royalistischen Komplott zum Opfer gefallen ist. Der junge Mann war Mitglied des verbotenen "Vereins der Freunde des Volkes" und war bereits durch Drohungen gegen König Louis-Philippe aufgefallen. Er war im April aus einer 6-monatigen Haft entlassen worden.
Weiteren Gerüchten zufolge wurde das Duell von den Republikanern selbst inszeniert. Laura Rigatelli vertritt diese Meinung und beruft sich auf durchgesickerte Hinweise eines königlichen Spions, der bei einem konspirativen Treffen anwesend war.
Aus Furcht vor Unruhen ließ der Polizeipräfekt Gisquet das Begräbnis von Evariste Galois mit einem hohen Polizeiaufgebot begleiten. Anfang Juni versammelten sich 2000-3000 potentielle Aufständische, um dem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben. Die Veranstaltung verlief friedlich.