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Maria Agnesi 1718-1799
Maria Agnesi 1718-1799

MARIA IST TOD! - EINE SZENE

Personen
Zwei alte Frauen (Signora Bianca und Signora Rossa)
eine Ordensschwester

Mailand, Winter 1799. Die Schwester hat kürzlich den Tod Maria Agnesis bekannt gemacht.

SNA BIANCA Ach Schwester, wie traurig, dass Gott unsere Signora Agnesi zu sich gerufen hat!

SCHWESTER Wir vermissen sie auch. Schon 28 Jahre arbeitete sie bei uns im Altersheim. Eine großartige Frau.

SNA ROSSA Wussten Sie, dass sie in ihrer Jugend ein Mathematiklehrbuch geschrieben hat? Über Analysis, ganz auf der Höhe der Zeit?

SCHWESTER Wirklich? Unsere Signora?

SNA BIANCA Sie sind einfach zu jung.

SNA ROSSA Als ich jung war, war es in Mailand Pflichtprogramm für die gebildeten Besucher aus dem Ausland, eine Disputation im Palazio ihres Vaters zu besuchen. Das Mädchen stand allen Rede und Antwort in Philosophie, Wissenschaft... und zwar in jeder beliebigen Sprache!

SCHWESTER Aber davon hat sie nie ein Wort gesagt...?

SNA BIANCA Es muss sie gefreut haben, als der Papst ihr einen Gratulationsbrief schickte. Er hat sie sogar zur Professorin ernannt. Aber gelehrt hat sie nie, wie schade... sie war zu bescheiden.

SCHWESTER Der heilige Vater?

SNA ROSSA Vielleicht wollte sie es einfach nicht? So eine tolle Frau! Und alle Kerle haben sie nur als Sehenswürdigkeit oder Prestigeobjekt behandelt - der Vater, die Stadt, der Papst... Mich macht das rasend!

SNA BIANCA [hebt den blick]: Heiliger Vater! Ich bitte Sie, Signora, ein bisschen mehr Respekt...

SCHWESTER So leidenschaftlich kenne ich Sie gar nicht, Signora Rossa!

SNA ROSSA Als Mädchen habe ich immer viel von ihr gehört und sie war mir ein Vorbild. Aber wir waren arm, und ich hatte keine Gelegenheit etwas zu lernen, noch dazu als Mädchen. Mein Traum war es Ärztin zu werden.

SNA BIANCA Wussten sie, Schwester, dass die Signora Agnesi für ihr Buch sogar Geschenke von der Kaiserin höchstpersönlich erhalten hat? Aber sie hat sie später für barmherzige Zwecke verkauft.

SCHWESTER Ja, das sieht ihr ähnlich. So selbstlos war sie. Sie wird uns im Heim fehlen.

SCHWESTER [zögert]: Wissen Sie Signora Rossa? Ich glaube, dass sie glücklich war. Sie tat Gottes Werk und ging in ihrer Arbeit auf.

SNA ROSSA Ja... aber in einer Welt, in der sie von vorn herein über ihr Schicksal hätte bestimmen können, hätte ihr Leben noch ganz anders aussehen können.

SCHWESTER [geht schnell]: Einen schönen Tag noch!

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